Liebe Leser,
das Schöne am Schnüren der musikalischen Care-Pakete, mit denen wir Sie ja neuerdings immer samstags versorgen wollen, liegt natürlich im Stöbern in unseren Archiven, im Wieder-Entdecken und in den Erinnerungen an Konzertmomente, die dadurch plötzlich wieder ganz lebendig werden. So geht es mir besonders mit dem Werk heute, dem letztem Programmpunkt eines Duo-Konzertes mit der wunderbaren Ingeborg Danz am 7. November 2018. Die damals immer noch recht „neue Kryptaorgel“ wurde in einer Reihe von Konzerten mit vielfarbigen Besetzungen eingeweiht, zu denen auch dieses gehörte. Schon sehr früh in der Probephase für dieses Konzert war uns beiden klar, dass eigentlich nur ein Stück dafür in Frage kam, den musikalischen Kreis des Abends zu schließen – übrigens, wie Ihnen kaum entgehen wird, unter Verwendung des Cembalos, um eine größtmögliche gemeinsame Nähe zum Publikum am Schluss das Konzertes herzustellen.
Hören Sie also heute noch einmal: Lascia ch’io pianga – Georg Friedrich Händels berühmte Sarabande, heute eine der bekanntesten Melodien im Bereich der klassischen Musik überhaupt – als Trostspender in diesen sonderbaren Zeiten, das wäre mein Wunsch! Sollte sich bei Ihnen allerdings das gewünschte Trostgefühl, z.B. angesichts des Textes, nicht direkt einstellen (Lascia ch’io pianga mia cruda sorte – Lass mich mit Tränen mein grausames Schicksal beweinen) hilft Ihnen vielleicht der Hinweis, dass Händel, ganz seiner bekannt-praktischen Ader entsprechend, die gleiche Musik bereits einige Jahre vorher in einer Arie folgendem, doch wesentlich lebensfroherem Text unterlegt hatte: (Lascia la spina, cogli la rosa – Lass doch die Dornen, pflücke die Rose). Sogar in einer Instrumentalfassung taucht die Melodie noch früher in Händels erster Oper Almira auf – der Grund liegt doch auf der Hand: wahrscheinlich war sich der Komponist des berührenden und bezaubernden Charakters seiner eigenen Schöpfung durchaus bewusst, und wollte sie – in Prä-Schallplatte-CD-Video-Blog-Zeiten – einfach gerne immer wieder hören.
Möge es Ihnen mit unserer Aufnahme doch ähnlich ergehen!
Wünscht sich – und grüßt Sie ganz herzlich – Ihr Stefan Horz
Herzlichen Dank!