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CARE PAKET 6

Mit meiner heutigen Trostmusik in diesen leider anhaltend sonderbaren Zeiten, darf ich Sie bekannt machen mit einem meiner Lieblingsstücke aus den Goldbergvariationen von Johann Sebastian Bach – live aufgenommen im November des vergangenen Jahres. Neben der schieren Schönheit der Musik, die Sie hoffentlich auch zu bewegen vermag, ist dies auch thematisch eine durchaus passende Wahl. Denn wenn wir der Legende glauben wollen, die uns Bachs erster Biograph Johann Nikolaus Forkel 1802 überliefert hat, war diese Musik schon immer als „Trostmusik“ gedacht – wenn sich auch im Hause des Grafen Keyserlingk kein Virus eingenistet hatte, sondern der Ärmste an einem ganz anderen Übel litt: nämlich dem der Schlaflosigkeit … dem übrigens auch Gabriel García Márquez viel poetischen Raum gewährt in seinem Jahrhundertroman „Hundert Jahre Einsamkeit“ – aber ich schweife ab, pardon! Lesen wir zunächst bei Forkel nach, er schreibt:

„Dies Modell, nach welchem alle Variationen gemacht werden sollten … haben wir der Veranlassung des ehemaligen russischen Gesandten am chursächsischen Hofe des Grafen Keyserlingk zu danken, welcher sich oft in Leipzig aufhielt und den schon genannten Goldberg mit dahin brachte, um ihn von Bach in der Musik unterrichten zu lassen. Der Graf kränkelte viel und hatte dann schlaflose Nächte. Goldberg, der bei ihm im Hause wohnte, muszte in solchen Zeiten in einem Nebenzimmer die Nacht verbringen um ihm während der Schlaflosigkeit etwas vorzuspielen. Einst äuszerte der Graf gegen Bach, dasz er gern einige Clavierstücke für seinen Goldberg haben möchte, die so sanften und etwas munteren Charakters wären, dass er dadurch in seinen schlaflosen Nächten ein wenig aufgeheitert werden könnte.“

Der genannte Graf sprach bald von Bachs Werk übrigens nur als von „seinen Variationen“. Denn: „Er konnte sich nicht satt daran hören, und lange Zeit hindurch hiesz es nun, wenn schlaflose Nächte kamen: Lieber Goldberg, spiele er mir doch eine von meinen Variationen. Bach ist vielleicht nie für eine Arbeit so belohnt worden, wie für diese. Der Graf machte ihm ein Geschenk mit einem goldenen Becher, welcher mit hundert Louisd’Or angefüllt war. Allein ihr Kunstwerth ist dennoch, wenn das Geschenk auch tausendmal größer gewesen wäre, noch nicht bezahlt.“

Ach, einen „sanften und etwas munteren Charakter“ wünsche ich Ihnen auch, jetzt und in Zukunft – vielleicht vermag es ja diese zauberische Musik, Ihnen dazu zu verhelfen!

Es grüßt Sie musikalisch: Ihr Stefan Horz

 

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Dirk Reder

    Wunderbar. Schade, dass man Dich nicht spielen sieht, Stefan

    1. Stefan Horz

      Danke! Es ist ja auch wirklich eine Musik voller Wunder … Und was das „Sehen“ betrifft: darauf warten und hoffen wir wohl alle – das wir uns beim Musik machen oder hören wieder leibhaftig begegnen können!

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