Endlich wieder, nach langer Zwangspause, ein Konzert am 7. um 7 in der Krypta! Wie haben wir diesen schönen Raum, diese intime Stimmung, das konzentrierte Miteinander von Musikern und Zuhörern während der vergangenen Monate vermißt. Und welch ein schönes und spannendes Programm hatten Stefan Horz und seine „Lieblingsgäste“ Ingeborg Danz und Peter Stein zusammengestellt: Von Dowland und Purcell über Bach und Mendelssohn bis zu Arvo Pärt. Zum Teil in ungewohnter Besetzung (wie etwa Lieder von Dowland begleitet von der Orgel statt wie üblich von der Laute); oder aber transskibiert, wie das Gesangstrio „Hebe Deine Augen auf“ aus Mendelssohns Elias, das hier mit Altstimme und (zweistimmig spielender) Geige besetzt zu hören war.
Als emotionalen roten Faden des Programms empfanden wir die musikalischeAuseinandersetzung mit dem Vergehen, oder vielleicht eher: Nichtvergehen von Zeit. Dowlands „Time stands still“ am Anfang des Abends, Purcells „Music for a While“ gegen Ende: Besser hätte man das unsichere Zeitempfinden der vergangenen Monate nicht ausdrücken können. Und als beeindruckender persönlicher Höhepunkt des Abends im Zentrum Arvo Pärts „Wallfahrtslied“, in denen der Komponist in extrem reduzierter musikalischer Form Zwiesprache mit einem verstorbenen Freund hält: Der Lebende in der Zeit, der Tote schon im zeitlosen Jenseits.
Ein schöner, spannender, beglückender Abend, der hoffen läßt, daß im wiedergewonnenen normalen Fluß der Zeit solche Konzerte wieder
regelmäßig möglich sein werden.
(Text und Foto: Reinhold Schaaf)