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SERIE „PASSIONEN“ – TEIL 2 „KRAUT UND RÜBEN HABEN MICH VERTRIEBEN“

Artikelreihe von Karin Freist-Wissing über die beiden Bach-Passionen – „O GROßE LIEB“ – J.S. Bachs Leidenschaften – Johannespassion – Matthäuspassion, was ist das?

2. Artikel: „Kraut und Rüben haben mich vertrieben“

Es war Brauch in der Familie Bach, dass sie einmal im Jahr in einer thüringischen Stadt zu einem großen Familientreffen zusammenkamen, um ausgiebig zu feiern.

Zunächst sangen sie alle gemeinsam feierlich einen frommen Choral, und danach ging es hoch her, der Wein floss in Strömen, und es wurde immer ausgelassener und nicht selten eskalierte das Ganze zu einem Saufgelage und allem, was dazugehört.

Natürlich wurde gesungen, improvisiert und gelacht, nicht selten über anrüchige Texte und Lieder.

„Volkslieder wurden mit satirischen, auch sexuellen Anspielungen angereichert, daraus entstanden Kanons und Quodtlibets. Auch Bach hat hier mitgemacht, von ihm sind zwei Werke überliefert: Ich bin so lange nicht bei dir gewest“ und „Kraut und Rüben haben mich vertrieben“. Das zweite ist als Melodie in eines der schönsten Klavierwerke Bachs, die „Goldbergvariationen“ eingegangen.

Die Zeit der Familie Bach umfasst ca 200 Jahre und 6 Generationen. Auf dem künstlerischen Höhepunkt befindet sich diese Familie mit Johann Sebastian und seinen Söhnen. Aber auch schon vorher haben die Bachs den Ruf, auf sehr hohem musikalischen Standard zu sein. So gab es viele Neider, da die Grafen und Fürsten vorzüglich Musiker aus der Familie Bach holten, wenn es besondere Anlässe musikalisch zu bespielen gab. Das führte zu ausufernden Streitereien und auch Gehässigkeit gegenüber der Familie. Die Arbeitgeber, die Fürsten, kümmern sich nicht um solche Schwierigkeiten, sie drohten einem Erfurter Bürger sogar eine hohe Geldstrafe an, sollte er für die Hochzeit seiner Tochter andere Musiker als die aus der Familie Bach engagieren, denn nur sie hätten (Zitat) „das Privileg zum Spielen“.

Johann Sebastian war ein Nachkömmling, der Jüngste in der großen Geschwisterschar. Als er 9 Jahre alt war, starb erst seine Mutter, kurze Zeit später der Vater. So wuchs Johann Sebastian bei seinem ältesten Bruder auf, deren Familie ihn aufnahm.

Als Bach 15 Jahre alt war, wurde er an der Michaelisschule in Lüneburg angemeldet. Dorthin ging er mit seinem Schulkameraden Georg Erdmann zu Fuß, das waren ca. 300 Kilometer!! Über diese Zeit in Lüneburg wissen wir sehr wenig, aber sicher ist, dass Bach schon als Jugendlicher von einem unbändigen Lernwillen getrieben war, und dem hat er alles untergeordent. Er hat sich nie an Regeln gehalten, wenn diese seinen Unternehmungen, Organisten zu hören, oder unbekannte Musik zu entdecken, hinderlich waren.

Schon mit 20 Jahren hatte Bach seine erste Stelle. Dort geriet er so in Streit, dass er vor das Konsistorium geladen wurde, aber das ist schon die nächste Geschichte.

Karin Freist-Wissing

Weitere Informationen zur „Johannes-Passion“ am 27. März 2022 in der Kreuzkirche.

Weitere Informationen zur „Matthäus-Passion“ am 15. April 2022 in der Kreuzkirche.

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