Uraufführung im Rahmen des Beethovenfest 2022 in Bonn am Freitag, 09.09.2022, 19.30 Uhr in der Kreuzkirche Bonn.
»CREDO in unum mundum« heißt das neue Werk, das Marcus Schinkel nach einem Konzept von Karin Freist-Wissing aus Beethovens »Credo in unum deum« aus der Missa Solemnis entwickelt hat. Ich glaube an die eine Welt: Das klingt wie eine Utopie – ist es auch. Aber es ist eine Utopie, die wir uns alle ersehnen und erhoffen! Musikalisch verbinden wir die Vergangenheit mit dem Heute und mit der Zukunft.
Es ist ganz neue Musik entstanden: natürlich ganz viel Beethoven, aber neu, rhythmisch intensiviert, mit neuen Harmonien bereichert, enthusiastisch, extrem, weltumspannend. Wir glauben, dass Beethoven seine helle Freude daran hätte.
Wir hatten sie! Lest einige Stimmen dazu aus unseren Reihen:
Volker Steege, Kantorei, Bass
„Vom ersten Moment an hat mich die Verbindung von Beethovens „Credo“ mit moderner Musik mit Neugier und Offenheit angesprochen. Von Probe zu Probe wuchs das neue Werk, immer wieder mit Überraschungen, wenn das Orchester und zum Schluss hin die Solisten hinzukamen. Erst spät erschloss sich für mich auch die religiöse Weite des Werkes, als der Gesang der Weltreligionen durch das Kirchenschiff schwebte. Vielfalt des Glaubens, Enge und Weite. Credo in unum mundum – was glaubst Du?“
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Tom Bröcher, Kantorei, Tenor
„Von Herzen möge es wieder zu Herzen gehen“.
„Dieses in Worte gefasste „Vorwort“ schrieb Beethoven auf seine Partitur der Missa Solemnis op.123, bevor er die erste Note notierte.
Dies bedeutet nicht mehr und nicht weniger, dass seine Missa Solemnis aus dem innersten Grund des Seelenlebens von Beethoven entstanden ist. Er hatte den Wunsch, dass diese musikalische Botschaft, das tiefe Gefühl des Ausdrucks, von den Zuhörern und auch von den ausführenden Musikern 1:1 empfunden wird. Damit reiht er sich ein in die Vorstellung vieler Theologen seiner Zeit, dass Gottes Reich jenseits der Institution der Kirche exisitiert. Er besaß das Buch „Betrachtungen über die Werke Gottes im Reiche der Natur und Vorsehung auf alle Tage des Jahre“ von Christoph Sturm, der die Position vertrat, dass die Natur eine „Schule für das Herz“ sei.
Wer tiefer in die Bedeutung der Missa Solemnis eintauchen möchte, dem seien die Analysen und Deutungen von Prof. Volkhardt Preuß empfohlen, leicht zu finden, über eine Suchmaschine. Marcus Schinkel ist ein Künstler, der sich seit vielen Jahren im musikalischen Genre des Jazz bewegt und seine Berührungspunkte zu Rock, Klassik und Weltmusik „an den Tasten“ mit Piano und Synthesizer so auszudrücken weiß, wie nur wenige andere dies in Deutschland in dieser Vielfalt und Differenziertheit umsetzen können. Mit seinem Jazztrio, dem niederländischen Schlagzeuger Wim de Vries und Fritz Roppel am „Bass ohne Bünde“ hat er zwei Musiker an seiner Seite, mit denen er eine Klangsymbiose eingeht, als wäre es eine einzige lebendige Einheit.
Jazz trifft auf Klassik würde es nicht fassen, was da von Marcus Schinkel im Konzert gestaltet wurde. Es ist zugleich Weltmusik, es hat Rockelemente und durch die Einbindung der Künstler aller Weltreligionen, dem klassischen Quartett als Vertreter des Christentums, dem islamischen Tenor, dem jüdischen Bariton, dem Hinduistischen Alt und der Buddistischen Sängerin wurde die Grundidee Beethovens weiter entwickelt; er steht für den Menschheitstraum und die tiefe Sehnsucht nach EINEM GOTT und EINER WELT, was weit über den Titel seines Werkes „credo in unum mundum“ hinaus weist. Ist das vielleicht die Antwort auf die Frage, welche Marcus Schinkel dem Sänger*innen des Chores in den Mund legt: „Was glaubst Du?“
Diese Erfahrung, welche man beim Zuhören der Klänge erfährt, kann man nicht in Worten fassen. Man fühlt aber mit jeglicher Sensorik, die ein Mensch zur Verfügung hat, dass dies etwas Wahrem und Großem zugrunde liegt: Wir sind alle Kinder eines Ursprungs, wir sind eine Menschheitsfamilie, die sich in unseren Wünschen nach einem glücklichen und friedvollen Leben nach Liebe sehnen und sich darin nur in Nuancen unterscheiden. Was könnten wir alles bewegen, wenn wir dies wahrhaft durchdringen würden: nichts weniger als die Welt retten, den Hunger und Kriege beenden?!
Das mag nun Einigen viel zu kitschig erscheinen, aber es sind echte und wahre Gefühle und Bilder die beim Zuhören und besonders bei der Mitwirkung dieser Musik entstehen.
Ich hatte Bilder von großer landschaftlicher Weite vor mir bei den buddistischen Sängern des Kehlkopfgesanges, die Leidenschaft des von einer Fidel begleiteten jüdischen Baritons, die Sanftheit der hindusitischen Sängerin und die tiefe Gläubigkeit des islamischen Gesangs, bei dem die Töne ineinander verschmelzen, schwebend, überganglos. Das begleitende Orgelspiel beim „Amen“ des Chores erinnerte mich an den Großmeister Keith Emerson (The Nice und Emerson Lake and Palmer), der zu seiner Zeit bereits in den 70er Jahren die Synthese von Klassik, Rock und Jazz am Synthesizer vorbereitete. Vielfältige musikalische Zitate gingen mir durch den Kopf, von Bach über Vivaldi (Beethoven nicht vergessen;)) …in schneller Folge wurden sie vom Baß und den Drums mal rhytmisch, mal harmonisch gewandelt und weiter entwickelt. Durch diese einbindenden Zitate verwob sich alles zu einem großen Ganzen, wobei wir wieder bei Beethovens Wunsch sind: „Von Herzen möge es wieder zu Herzen gehen“.
NIEMAND der glücklichen Menschen, welche dieses Werk hören oder als Musiker miterleben durften hat dieses Klangwerk unberührt gelassen. Ich bin sehr dankbar über das Geschenk an diesem Tag der Uraufführung dabei gewesen zu sein…und der Nachklang ist ein sehr langer.“
Hier weitere bildliche Eindrücke: