FREUDE ÜBER FREUDE

Alle Jahre wieder erklingt das Bach’sche Weihnachtsoratorium in der Kreuzkirche Bonn, für viele Bonner:innen ist es ein fester Bestandteil des Weihnachtsfestes. Für die Musiker:innen der Kreuzkirchenmusik ist es ein musikalisches Fest, das das vergangene Musikjahr an der Kreuzkirche abschließt und ein neues einleitet.

Genauso können wir diese Musik hören, quasi zwischen den Welten. Die überschwängliche Freude dessen, was da kommen mag ist in den großen Chören zu hören, begleitet von strahlenden Trompeten und packenden Paukenklängen. Rückblickend auf das, was war erklingt, die nachdenkliche Musik der Arien und Ariosi. Beglückt, zufrieden oder auch melancholisch schauen wir auf Vergangenes. Das was uns ängstigt, wütend macht, verzweifelt werden lässt, können wir in diese Musik versenken, so dass sie uns ein großer Trost ist und eine Quelle der Zuversicht.

Die Choräle sprechen unsere Sprache, in diesen kurzen emotionalen Liedern können wir reflektieren über unser Leben, unseren Glauben, die Vergangenheit und die Zukunft. Zentrum dieser ersten drei Kantaten ist die Arie „Schließe mein Herze dies selige Wunder fest in deinen Glauben ein“ mit dem anschließenden Choral „Ich will dich mit Fleiß bewahren“, der schon unsere Todesstunde in den Blick nimmt.

Bachs Musik hat schon zu allen Zeiten in den Menschen ein besonderes emotionales Erleben großer Tiefe ausgelöst. Diese 90 Minuten in der Kreuzkirche sind ein musikalisches Innehalten, ein klangvolles Weihnachten, losgelöst von allem Materiellen, von aller Hektik, in die die Vorweihnachtszeit viele Menschen versetzt. Schon die ersten Takte „Jauchzet Frohlocket“ sind eine Aufforderung, der wir uns beim Hören nicht entziehen können und wollen.

FREUDE ÜBER FREUDE! – gerade heute in diesen Tagen!

Bach ist zeitlos, genial, berührend und unvergleichlich! Seine Musik hat das Potential, aus uns bessere Menschen zu machen.

Karin Freist-Wissing