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MISSA SOLEMNIS

Unsere erste Probe für die Missa Solemnis…Jede(r) für sich und doch zusammen!

Wie macht man das?

Alle sind hochmotiviert, alle freuen sich auf die großartige Musik der Missa Solemnis, alle freuen sich auf die Gemeinsamkeit in den Proben, auf das Singen, das Erzählen und die Gespräche in den Pausen, auf den Spaß, den wir alle haben, auf die spannende Auseinandersetzung mit Text und Musik, vor allem in Bezug auf uns heute.

Das alles ohne Kontakt, ohne sich zu sehen oder zu hören. Grade noch waren wir in der Vorbereitung auf unser Passionskonzert „Karfreitagszauber“,  das am 29.3. stattfinden sollte, und im nächsten Moment ist alles auf Null gesetzt.

Nun verschicke ich jede Woche ein Einsingen, das alle Sängerinnen und Sänger zu Hause machen können, vielleicht erfreut es ja auch die MitbewohnerInnen und lädt sie ein, mitzumachen?

Dazu schreibe ich, welche Takte wir in dieser Woche lernen:

Donnerstag, 2. April 2020:

Beethoven schreibt über das Kyrie eine Widmung: Von Herzen-Möge es wieder zu Herzen gehen“
In einem Brief an seinen Schüler Ferdinand Ries schreibt er außerdem: „Mein größtes Werk ist eine große Meße, welche ich ohnlängst geschrieben habe.“ Also sagt Beethoven selbst über seine Messe, dass es seine wichtigste, schönste Komposition sei. Das ist für uns ein toller Ansporn.

Mit dem Beginn des Kyrie setzt Beethoven gleich ein Statement. Der erste Akkord im Forte kommt vor der Zeit, nicht auf dem Taktschwerpunkt, er tanzt aus der Reihe, bricht ein Schema auf: typisch Beethoven!
Bitte probt die Takte 35-127 und Takte 154 – Ende. Im ersten Teil nehmt ruhige Halbe Noten, im zweiten Teil beschwingte Halbe. Wie in der Liturgie erscheint dreimal ein bombastischer Kyrieruf, das ist eine eindringliche Forderung, keine höfliche, oder gar unterwürfige Bitte, also singen wir das auch fordernd, kräftig, schallend.

Anschließend reduziert Beethoven den Orchestersatz und schafft mit dieser Reduzierung und einem piano  mit dem Text „eleison“ eine intime zarte Wirkung, also einen krassen Gegensatz.
Wenn ihr diese Stelle probt, singt zuerst im mezzoforte, um die Töne sicher zu lernen, geht dann erst ins piano zurück.
Das „Christe eleison“ bringt einen völlig neuen Charakter. Im 3 Halbe Takt, dem Rhythmus der barocken Sarabande, einem Tanzsatz, erscheint in den Stimmen die kleine Terz, das Intervall des Rufes (Takt 88 und 89 im Sopran), gleichzeitig im Tenor das fließende Gegenthema. Singt diese Linie nicht ganz Legato, alle Töne ganz leicht anstoßen, damit es locker wird.

Nächste Woche erzähle ich euch etwas über das Gloria.

Karin Freist-Wissing (Kirchenmusikerin)

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