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SERIE „PASSIONEN“ – TEIL 3 „DER ‚ZIPPELFAGOTTIST’…“

Artikelreihe von Karin Freist-Wissing über die beiden Bach-Passionen – „O GROßE LIEB“ – J.S. Bachs Leidenschaften – Johannespassion – Matthäuspassion, was ist das?

3. Artikel: „Der ‚Zippelfagottist‘, zu viele Töne und und ein unerlaubter Urlaub“

Mit 20 Jahren war Bach schon Organist in Arnstadt, es war seine erste Stelle.

Aus dieser Zeit gibt es folgende Anekdote: „Bach kam abends mit seiner Cousine Barbara Catharina vom Schloss her durch die Stadt. Da kam eine Gruppe Schüler des Gymnasiums mit erhobenen Spazierstöcken auf ihn zu. Vorneweg ein Fagottist namens Geyersbach, der von Bach eine Entschuldigung forderte. Geyersbach ging mit seinem Stock auf Bach los, dieser parierte den Angriff mit einem Degen. Die Begleiter Geyersbachs beendeten die Rauferei und verhinderten so Schlimmeres. Vor das Konsistorium geladen, gab Bach zu, den Fagottisten einen ‚Zippelfagottisten‘ genannt zu haben, was die geringe Wertschätzung dessen musikalischer Leistung auf seinem Instrument zum Ausdruck bringen sollte.“

Bach fühlte seine Ohren durch Töne beleidigt, durch das Fagottspiel, Geyersbach fühlte sich durch Worte beleidigt, durch den Ausdruck ‚Zippelfagottist‘.

Bach konnte sich an die „engen“ Gegebenheiten in Arnstadt nicht gewöhnen. Die Kirchenleute warfen ihm vor, zu lang und zu viel in den Gottesdiensten auf der Orgel zu spielen. Bach war ihnen zu fortschrittlich, zu genial.

Um dieser Umgebung einmal fliehen zu können, und vor allem, um den großen norddeutschen Orgelmeister Buxtehude in Lübeck hören zu können, nahm Bach vier Wochen Urlaub. Zu Fuß machte er sich auf nach Lübeck.

Dort war er begeistert vom Meister und seiner Musik. Der wohl auch von Bach, denn er bot ihm an, sein Nachfolger zu werden. Allerdings gab es einen kleinen Haken an der Sache. Bach hätte die viel ältere Tochter Buxtehudes heiraten müssen. So nahm er Abstand von diesem attraktiven Stellenangebot.

Aus vier Wochen Urlaub wurden vier Montae, und das war nun ein Kündigungsgrund. So suchte sich Bach eine andere Stelle.

Seine Lebensstellung war die an der Thomaskirche in Leipzig. Dort verbrachte er den größten Teil seines Lebens und schuf u.a. die beiden großartigen Passionen.

Über die Beziehung von Bach zum Tod erfahrt ihr im nächsten Artikel.

Karin Freist-Wissing

Weitere Informationen zur „Johannes-Passion“ am 27. März 2022 in der Kreuzkirche.

Weitere Informationen zur „Matthäus-Passion“ am 15. April 2022 in der Kreuzkirche.

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