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SERIE „PASSIONEN“ – TEIL 5 „VIER KIRCHEN UND EINE SCHULE“

Artikelreihe von Karin Freist-Wissing über die beiden Bach-Passionen – „O GROßE LIEB“ – J.S. Bachs Leidenschaften – Johannespassion – Matthäuspassion, was ist das?

Artikel 5: „Vier Kirchen und eine Schule

Nach einigen beruflich unsteten Jahren wird Bach mit seiner wachsenden Familie sesshaft in Leipzig. Dort wird er, nur als „Drittwahl“ zum Thomaskantor ernannt. In den vier Hauptkirchen in Leipzig muss Bach die Musik in Gottesdiensten und Konzerten organisieren, dazu unterrichtet er an der Thomasschule Latein, was für ihn eine Greuel war. Von Anfang an fühlte er sich betrogen, da die Jungen, die an der Schule aufgenommen wurden, nicht nach musikalischen Fähigkeiten, sondern nach der Fülle des Geldbeutels der Eltern aufgenommen wurden. 

Bachs Arbeitsalltag sah folgendermaßen aus: Er unterrichtete jeden Tag in der Schule und organisierte die Chorproben, die er selbst hielt, welche aber auch von seinen Assistenten gehalten wurden, die er anweisen musste. Er komponierte u.a. jede Woche eine Kantate, die abgeschrieben werden musste für alle Instrumente und Chorsänger. Dann wurde sie einstudiert und am Sonntag direkt im Gottesdienst musiziert. Danach verschwand sie in der Schublade, und er komponierte eine neue Kantate. 

Dazu schrieb er die unfassbar geniale Musik der großen Passionen nach Johannes und Matthäus. 

Bach hat sich in Leipzig immer wieder mit Obrigkeiten angelegt. Mit dem Schuldirektor hat er sich über die mangelhafte Begabung und Ausbildung der Chorjungen gestritten, mit dem Stadtrat über zu geringe Honorare und ausbleibende finanziell attraktive Nebenjobs. Jahrelang muss Bach ein berufliches Turboleben geführt haben. Seine große Familie war auch nicht gerade ein Ruhepol. Er war als herausragender Musiker anerkannt, aber er hatte bei weitem nicht das Ansehen, das er heute genießt. 

Bach war nicht nur ein musikalisches Genie, er war auch technisch begabt. Als Fachmann für das Instrument Orgel reiste er herum und beriet Orgelneubauten. Außerdem entwickelte er neue Instrumente, z.B. die „Viola Pomposa“ oder das Violon piccolo. Heute gibt es leider nur noch wenige Spezialisten, die diese Instrumente spielen, Bach hat für sie aber einige seiner allerschönsten Arien komponiert. 

In dieser Hochzeit seines Schaffens schrieb Bach 1724 die Johannespassion und 1729 die Matthäuspassion. 

Beide gehören zu den großartigsten Werken, die die Menschheitsgeschichte jemals hervorgebracht hat, aber darüber erzähle ich im nächsten Artikel. 

Karin Freist-Wissing

Weitere Informationen zur „Johannes-Passion“ am 27. März 2022 in der Kreuzkirche.

Weitere Informationen zur „Matthäus-Passion“ am 15. April 2022 in der Kreuzkirche.

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